Schon jetzt wenden wir rund 45 Mio. Euro für die Transformation der Wirtschaft auf. Mit den neuen Maßnahmen wird vom Haushalt 2023 an – wenn der Landtag zustimmt – pro Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag hinzukommen.
Ein kräftiger Impuls für den WirtschaftsWandel Hessen.
Wenn wir von Transformation und Wirtschaftswandel reden, reden wir von wirtschaftlicher Dynamik, die wir entfachen, von Wachstumskräften, die wir freisetzen, von Chancen, die wir ergreifen.
Wir reden von neuem Wohlstand und neuen Arbeitsplätzen, die entstehen werden. Aber wie jeder ökonomisch-technologische Fortschritt wird auch dieser über manches Alte hinweggehen.
Nicht jedem Unternehmen wird die Anpassung gelingen, nicht jedes Berufsbild wird bestehen bleiben; wir sehen ja schon seit Jahren, wie die neue Plattform- und Internetökonomie traditionelle Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse aushöhlt. Wenn Karten neu gemischt werden, gibt es in der Regel nicht nur Trümpfe zu verteilen.
Gleichzeitig gilt:
Wer heute verspricht, dass alles so bleiben kann wie es ist, der macht den Menschen etwas vor.
Mehr noch: Er vergrößert das Problem.
Wären wir bei der Energie- Verkehrs- und Wärmewende in den letzten Jahren schneller gewesen, dann hätten wir uns schneller unabhängiger von Gas, Kohle und Öl gemacht.
Dann würde uns der Energiepreisschock jetzt nicht so hart treffen. Unterlassener Wirtschaftswandel wird eben irgendwann bestraft – leider trifft die Strafe dann nicht nur die Verantwortlichen, sondern alle.
Niemand kann versprechen, dass die Transformation ganz ohne Härtefälle abläuft. Aber das kann ich versprechen: Wir werden sehr genau darauf achten, dass sie nicht systematisch Verlierer produziert. Sondern dass sie allen zugutekommt und dass Lasten, Chancen und Erfolg gerecht verteilt werden: Im Arbeitsleben, in der Bildung, in der Gesellschaft.
Wir werden nicht zulassen, dass die Transformation zum Stresstest für den gesellschaftlichen Frieden wird.
Ich sage das sehr bewusst gerade angesichts der aktuellen Lage:
Wir erleben, wie der allgemeine Preisauftrieb an unseren Einkommen nagt. Diese Inflation wird maßgeblich von den Energiemärkten angeheizt – und zwar von den fossilen Energien. Auch deshalb müssen wir von ihnen loskommen.
Klar ist aber auch: Die Energiewende hilft nicht kurzfristig gegen den aktuell sich abzeichnenden Gasmangel. Dafür hätten wir früher anfangen müssen. Millionen Gas- und Ölheizungen in Deutschland lassen sich nicht über Nacht austauschen.
Das heißt: In den nächsten Wochen und Monaten werden wir alle sparen müssen – Unternehmen, Verwaltung und Privathaushalte.
Und weil die Lage wirklich ernst ist, sage ich auch dies: Wir müssen bereit sein, eine Zeitlang auf manchen gewohnten Komfort zu verzichten.
Wenn wir im Herbst die Heizungen wieder anschalten, sollte jede und jeder überlegen, ob er oder sie nicht mit einem oder zwei Grad weniger an Raumtemperatur auskommen kann. Immerhin spart jedes Grad weniger sechs Prozent Energie und Heizkosten. Wie gesagt: Wir werden uns alle einschränken müssen.
Die Landesregierung lässt die Hessinnen und Hessen dabei nicht allein.
Erstens fangen wir bei uns selbst an.
- Ohnehin haben wir das ehrgeizige Ziel, die Landesverwaltung bis 2030 CO2-neutral zu machen.
- Wir sind auf diesem Weg schon gut vorangekommen und haben den CO2-Ausstoß von 2008 bis 2020 um zwei Drittel gesenkt.
Jetzt strengen wir uns noch mehr an. Die Landesregierung arbeitet bereits an einem Maßnahmenpaket. Wir prüfen alles von der zeitweisen Warmwasserabschaltung in unseren Gebäuden bis zur kurzfristigen energetischen Modernisierung. Und wir werden uns auf das konzentrieren, was am besten und am schnellsten wirkt.
Zweitens zeigen wir, wie jede und jeder auf einfache Weise seinen Energieverbrauch und damit die Rechnung verkleinern kann.
- Vieles lässt sich einfach bewerkstelligen; man muss nicht gleich die ganze Heizung austauschen.
- Ein Besuch im Baumarkt genügt: Warmwasserleitungen dämmen, alte Leuchtmittel gegen LED-Leuchten auswechseln, ein Sparduschkopf – das sind alles keine großen Investitionen, und sie machen sich schnell bezahlt. Praktische Tipps hat die LandesEnergieAgentur, die LEA zusammengestellt. Weitere Anregungen werden wir in der kommenden Woche vorstellen.
- Zum 1. August wird die LEA zudem eine Energie-Hotline einrichten. Dort können sich Bürgerinnen und Bürger Rat holen.
Alle können etwas tun, damit wir weniger Energie und Gas brauchen.
Drittens: für größere Maßnahmen gibt es auch finanzielle Hilfe.
Das fängt an beim hydraulischen Abgleich für ein paar hundert Euro und reicht bis zur Gebäudedämmung und Komplettsanierung. Dafür gibt es günstige Kredite ebenso wie Zuschüsse. Ich appelliere an alle, diese Angebote zu nutzen.
Energieeffizienz war nie notwendiger als jetzt. Aber auch noch nie lohnender.
Die Landesregierung und die Bundesregierung tun alles, damit Energiesparen jetzt sehr konkret in die Tat umgesetzt wird. Damit niemand sich im Winter über Gebühr einschränken muss.
Wo es unzumutbare Lasten gibt, müssen sie gerecht verteilt werden. Wir müssen denen helfen, die es wirklich brauchen.
Denn Nachhaltigkeit heißt nicht nur CO2-Neutralität. Klimaschutz ist kein Selbstzweck, und Windräder sind keine Prestigeobjekte.